23) Menschen auf dem Eisenburger Bahnsteig

23) Menschen auf dem Eisenburger Bahnsteig

Elisabeth M. (29) hatte in ihrem bisherigen Leben nicht viel Glück: der Tod ihrer Eltern bei einem Autounfall, als Elisabeth erst fünf Jahre alt war, die schwierige Kindheit bei ihrer Großmutter, die mit der Erziehung ihrer Enkelin völlig überfordert war und die Beziehung zu Robert, aus der Claudia (3) hervorgeht. Doch diese Beziehung ging bald in Brüche. So wie auch an diesem Tag besucht Elisabeth öfters eine gute Bekannte im 20 km entfernten Altenhofen. Sie führt ihre Tochter an der Hand und wartet nun auf die Ankunft des Personenzugs.

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Für Gerda K. (82) ist es heute ein besonderer Tag. Ihre Einsamkeit findet ein Ende! Jahrelang hatte sie keinen Kontakt mehr zu ihrem einzigen Sohn Manuel (53). Doch vorige Woche meldete er sich wieder bei ihr und lud sie spontan zu einem Besuch in sein schmuckes Häuschen im 20 km entfernten Altenhofen ein. Zwar mit Gehstock, aber doch noch einigermaßen fit wartet Frau Gerda nun auf die Ankunft des Personenzugs.

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Für Doris G. (38) und ihren kleinen Sohn Dietmar (4) waren die letzten Monate nicht leicht zu ertragen. Vermehrt gab es immer wieder heftige Streitereien zwischen Doris und ihrem Mann Günther (37). Als dieser schließlich seine Ehefrau auch körperlich angriff, war für sie das Maß voll. Kurzerhand zog Petra mit Dietmar aus der gemeinsamen Wohnung aus. Im 20 km entfernten Altenhofen fand sie eine neue Unterkunft. Mit ihren wichtigsten Habseligkeiten warten sie nun auf die Ankunft des Personenzugs.

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Inge und Ludwig B. (68, 72) waren genau 35 Jahre verheiratet und haben sich – wie so viele Ehepaare nach vielen Ehejahren – nichts mehr zu sagen. Beide starren wortlos in die Leere. Vor wenigen Wochen hatten sie beschlossen, sich zu trennen. Dieses Unterfangen setzt jedoch ein ausführliches Gespräch mit dem Anwalt Rupert N. im 20 km entfernten Altenhofen voraus. Nun warten sie – emotional ohnehin, aber auch räumlich etwas voneinander entfernt – auf die Ankunft des Personenzugs.

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Alfred H. (51) ist das, was man einen Workaholic nennt. Er arbeitet seit 25 Jahren im Büro der Keramik-Firma „Buchtal“. Für ihn spielt es dabei keine Rolle, wenn er (oft unbezahlte) Überstunden macht. Schreibt die Firma rote Zahlen, so sieht er die Schuld bei sich selbst (was natürlich falsch ist). Alfred ist im Großen und Ganzen gesund. Nur in letzter Zeit plagen ihn des Öfteren unerklärliche Magenschmerzen. Deswegen hat er bei einem Arzt für Innere Medizin im 20 km entfernten Altenhofen einen Termin. Er wartet nun auf die Ankunft des Personenzugs.

Ankunft des Personenzugs nach Altenhofen

(E-Lok 1041 der ÖBB mit zwei Personenwagen, jeweils ÖBB)

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