22) Anton P. – Wilderei – Scheidung

22) Anton P. – Wilderei – Scheidung

Wilderei gilt als schweres Verbrechen, das in jedem Fall Konsequenzen nach sich zieht. Zumindest ziehen sollte.

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Es war ein Uhr nachts, als Gregor K. (47) durch den Wald des Eisenburger Bergmassivs „Eisenkoppe“ (1131 m) streifte. Er hielt Ausschau nach einem Tier, das er erlegen konnte. Doch K. war kein Jäger mit offizieller Jagderlaubnis. K. war Wilderer, der auf illegale Weise Wildtiere schoss.

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In dieser Nacht hatte Gregor K. Glück. Er sichtete ein Reh, das an einem Hang in Richtung Bergspitze lief. Ohne zu zögern drückte er ab. Natürlich mit Schalldämpfer. Sogleich fiel das Tier zu Boden und glitt an dem Steilhang talwärts, bis es auf einem Felsvorsprung liegen blieb. Gregor K. versuchte nun so schnell wie möglich zu der Stelle zu gelangen, wo sich das tote Reh befand.

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Schon lange hatte der für die Eisenburger Forste zuständige Jäger Anton P. (51) Kenntnis über die verbotenen Abschüsse in seinem Revier. Doch er konnte den Wilderer, der offensichtlich dafür verantwortlich war, noch nie auf frischer Tat ertappen.

Wie so oft war Anton P. auch in dieser Nacht in den Eisenburger Wäldern unterwegs. Diesmal am Fuß der Eisenkoppe.

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Gerade, als Anton P. den Wald schon wieder verlassen wollte, vernahm er im Dickicht ein verdächtiges Knacken, von dem er sich diesmal sicher war, dass es nicht von Tieren verursacht wurde. Daher schlich er so leise wie möglich zur vermuteten Quelle des Geräuschs. Und dann ging alles sehr schnell. Anton P. erblickte einen Mann in dunkler Kleidung, der gerade die Flucht ergreifen wollte. Es war Gregor K. Die lautstarke Aufforderung des Jägers, sofort stehenzubleiben, ignorierte er. Daher gab P. zwei Warnschüsse ab, um die Ernsthaftigkeit seiner Forderung zu unterstreichen. Aufgrund dessen beendete K. seinen Fluchtversuch und stellte sich dem Jäger.

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Nun stand Anton P. dem Wilderer gegenüber. P. konnte aber kaum glauben, wen er da vor sich hatte. „Du?“, fragte er ungläubig. Der Jäger kannte Gregor K. nur allzu gut. Er war nämlich Antons Schwager, der Bruder seiner Frau! Jetzt wurde ihm auch klar, warum er ihn so lange nicht zu fassen kriegte. Maria (44), Antons Frau, hatte ihren Bruder stets mit den notwendigen Informationen versorgt: in welchen Nächten ihr Mann auf der Pirsch war, wann er sich zuhause aufhielt. Dass Anton P. an diesem Tag in den Wald ging, war purer Zufall. Eigentlich war ein Treffen mit seinen Freunden im Gasthaus „Krone“ geplant, was aber kurz vorher abgesagt wurde.

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Einige Wochen später befand sich Anton P. auf dem Eisenburger Bahnsteig, um mit dem Zug (E-Lok 1044 der ÖBB mit zwei Personenwagen, einem Paketwagen und einem Fahrrad-Transportwagen, jeweils ÖBB) zu seinem Anwalt Rupert N. (43) im 20 km entfernten Altenhofen zu fahren. Mit ihm wollte Anton P. erste Scheidungsformalitäten klären.

Gregor K. wurde aufgrund seiner Wilderei nicht angezeigt. Anton P. hatte behauptet, er könne denjenigen, der die verbotenen Abschüsse tätigt, einfach nicht finden. Und da diese auf einmal nicht mehr stattfanden, ließ man von Seiten der Stadtregierung die Sache auf sich beruhen.

Maria P. heißt mittlerweile wieder Maria K. Ihr neuer Freund Alfred H. (51) ist Sachbearbeiter in der Eisenburger Keramikfirma „Buchtal“ – und außerdem passionierter Jäger.

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