17) Strom – Hundekot – Rathaus

17) Strom – Hundekot – Rathaus

Der Hund ist ja bekanntlich der beste Freund des Menschen. Die Hinterlassenschaften der Vierbeiner in der Öffentlichkeit sorgen jedoch nicht nur für großen Ärger in der Bevölkerung, sie können auch Turbulenzen ungeahnten Ausmaßes bewirken.

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Seit jeher schon wird Eisenburg vom Unternehmen NEWAG (seit 1986 EVN) mit Energie versorgt. Die Leitung für den Eisenburger Strom führt über den Berg „Eisenkopf“ (1210 m) zu einem EVN-Trafogebäude. Dort ist Franz M. (48) der Hauptverantwortliche für die Versorgung der Stadt mit Strom.

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An diesem späten Abend oblag Franz M. eine sehr wichtige Aufgabe. Er kontrollierte die elektronische Vorrichtung zur Zuleitung des Stroms in das gesamte Stadtgebiet. Während der Überprüfung schaltete M. auf ein Notstromaggregat um, das weiterhin eine reibungslose Stromversorgung Eisenburgs garantierte, aber auch eine genaue Kontrolle aller Schaltvorrichtungen möglich machte.

Unterdessen ging Petra J. (14) mit ihrem Hund Wasti (Jack Russell Terrier, 4 Jahre) am Stadtrand spazieren. Als sie sich auf dem EVN-Gelände befanden, verlangsamte Wasti sein Tempo und hockte sich nieder. Dann erledigte er sein großes Geschäfterl. Zufällig hatte Franz M. diesen Vorgang beobachtet. Voller Zorn stürmte er aus dem Gebäude in der Absicht, Petra J. wegen dieses ungebührlichen Verhaltens zur Rede zu stellen.

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Doch als er gerade mit seiner Unmutsäußerung loslegen wollte, passierte das schier Unglaubliche: In ganz Eisenburg gingen plötzlich alle Lichter aus! Die Stadt lag völlig im Dunkeln. Vor lauter Aufregung über den Hundekot hatte nämlich Franz M. vergessen, die Aktivität des Notstromaggregats auf 30 Minuten – so lange dauert in der Regel eine Überprüfung – einzustellen. Stattdessen hatte sich der Strom nun von selbst nach nur einer Minute abgeschaltet. Franz M. geriet in Panik. Und da auf dem EVN-Gelände tiefste Dunkelheit herrschte, sah er auch den Hundehaufen nicht, den Wasti fabriziert hatte. Er bemerkte erst am Eingang zum Gebäude, dass seine rechte Schuhsohle von einer ekelhaft riechenden braunen Masse bedeckt war. Da er mit dieser Verschmutzung des Schuhs keinesfalls die EVN-Räumlichkeiten betreten wollte, eilte er in Socken in den Schalterraum und veranlasste sofort wieder eine Versorgung Eisenburgs mit Strom.

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Am darauffolgenden Tag musste Franz M. im Rathaus beim Eisenburger Bürgermeister Ronald W. (47) vorsprechen. Aufgrund seines fahrlässigen Verhaltens wurde M. abgemahnt. Der ebenfalls anwesende EVN-Chef Christian Z. (55) betonte eindringlich, dass Franz M. gekündigt werde, falls es nochmals durch sein Verschulden zu so einer Situation kommen sollte.

Franz M. verlor zum Glück seine Anstellung nicht. Er veranlasste jedoch, dass ein hoher Gitterzaun um das gesamte EVN-Gelände gebaut wurde. Petra J. ging übrigens nie mehr in dieser Gegend von Eisenburg mit ihrem Hund spazieren.

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