15) Weingarten – Affe – Friede

15) Weingarten – Affe – Friede

Oft machen einem festgefahrene und verhärtete Fronten das Leben schwer. Doch Spiel und Trank können so manches Wunder bewirken.

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Neben dem Weingarten von Berta und Ernst P. (54, 55) stehen mehrere Apfelbäume, die sich im Besitz von Maria und Viktor D. (48, 47) befinden. Obwohl die Plantagen beider Familien in unmittelbarer Nähe liegen, kann man deren Verhältnis zueinander als ausgesprochen schlecht, wenn nicht sogar als vergiftet bezeichnen. Jeder schielt mit Argwohn auf den Verkaufserfolg der anderen Familie. Keiner gönnt der anderen wirtschaftlichen Erfolg.

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Der Straßenmusiker Werner S. (39) baute wie jeden Tag seine Verstärkeranlage auf, um den Passantinnen und Passanten unter anderem seine selbst komponierten Stücke auf der Gitarre vorspielen zu können. Zu seinem Leidwesen fand sich wie immer auch Drehorgelspieler Helmut L. (44) auf dem Eisenburger Stadtplatz ein. S. und L. konnten sich nicht leiden. Beide wollten stets so lange und so oft wie möglich dem Publikum ihre Darbietungen näherbringen und dabei ihr Programm unabhängig vom anderen durchziehen. Folglich traten beide immer gleichzeitig und aufgrund der Platzverhältnisse auf dem Eisenburger Stadtplatz auch räumlich nah beieinander auf. Daher gab es stets für die Zuhörerinnen und Zuhörer ein Klanggewirr, dem sich schlussendlich niemand aussetzen wollte. Die Einnahmen der Musiker waren dementsprechend niedrig.

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Als wieder einmal für Ernst P. ein arbeitsreicher Tag im Weingarten anbrach, war auch schon Viktor D. auf den Beinen. Er trug gerade einen vollen Kübel mit soeben geernteten Äpfeln, als er plötzlich stolperte. Sogleich fielen die Äpfel zu Boden, einige kullerten direkt vor Ernsts Füße. Der Weinbauer und Viktor sahen einander durchdringend an. Dann mussten beide über diesen Zwischenfall herzlich lachen. War das Gespräch am Anfang noch vorsichtig und zögerlich, so entdeckten P. und D. mit der Zeit ihre Sympathien füreinander. Nach jahrelanger Feindschaft wurde Freundschaft geschlossen. Und schließlich kamen sie zu folgender Übereinkunft: In Zukunft werden sie Apfelwein produzieren, auch als alkoholischer Most bezeichnet.

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Werner S. wollte gerade auf dem Stadtplatz zu spielen beginnen, als plötzlich Helmuts kleiner Affe seinen Platz auf der Drehorgel verließ und schnurstracks auf Werners Verstärker zulief. Mit seiner flinken Pfote zog er den Stecker aus der Anlage, sodass Werner ohne Stromunterstützung so gut wie unhörbar in die Seiten der Gitarre schlug. Sogleich fing Helmut seinen Affen wieder ein. Der Drehorgelspieler und Werner sahen einander durchdringend an. Dann mussten beide über diesen Zwischenfall herzlich lachen. War das Gespräch am Anfang noch vorsichtig und zögerlich, so entdeckten S. und L. mit der Zeit ihre Sympathien füreinander. Nach jahrelanger Feindschaft wurde Freundschaft geschlossen. Und schließlich kamen sie zu folgender Übereinkunft: In Zukunft werden sie mit dem eigenen Musizieren pausieren, wenn der andere gerade ein Musikstück zum Besten gibt. Das Geld, das jeder einnimmt, wird am Ende des Tages zusammengelegt und anschließend brüderlich geteilt.

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